Das Gespräch mit Anja Leidel führte Marie Varela.
Und hier ist mehr zum Design des Göttinger Literaturherbst zu finden.
Regelmäßig erreicht uns Lob für die schöne Gestaltung unseres Programmheftes und die gelungene Optik des Göttinger Literaturherbstes. Höchste Zeit also, Ihnen endlich einmal die Frau hinter den so farbenfrohen Festivalseiten vorzustellen. Unsere Hausgrafikerin Anja Leidel schafft es jedes Jahr, aus den tausenden von Informationen ein so praktisches wie ansprechendes Design zu zaubern. Wie das geht? Es kommt auf die Details an. Lesen Sie mehr in unserem Interview.
Anja Leidel: Mein Ziel war es, eine Marke zu entwickeln, die spielerisch das Thema Literatur aufgreift. Dazu gehören Elemente wie das abstrahierte Buchformat und das Lesebändchen, und Lesezeichen, die für das vielfältige Angebot stehen. Ein herbstliches Farbspektrum mit den Hauptfarben Weinrot und Goldgelb besetzt die dunkle Jahreszeit positiv. Im eleganten Zusammenspiel mit der modernen Interpretation einer klassizistischen Serifenschrift entsteht Lesefreude. Und nach dem sonnigen Bücherstapel letztes Jahr zeigt das Titelmotiv nun den herbstlichen Lichtblick inmitten nachtblauer Dunkelheit.
Ich habe an der Bauhaus-Universität in Weimar studiert. Inhalt, Form und Funktion greifen für mich ganz klar ineinander. Stilistisch bevorzuge ich charmante Klarheit und leuchtende Prägnanz. Farbe spielt eine große Rolle, auch Haptik.
Nun, mit Geduld, Konsequenz und eben einer Portion Liebe. Alles, was überflüssig ist, muss raus. Es gibt keine Trennung zwischen Inhalt und Form — beides wird geformt, bis es stimmig ist. Es kommt auf die Details an: Auch bei einer großen Menge an Informationen ist es möglich, Klarheit durch Detailarbeit und passende Abstände zu schaffen. Es geht darum, die richtigen Beziehungen herzustellen.
Ich finde, der Kern der Arbeit ist das Gespräch: Ich rede mit Menschen, denke mich in ihre Themen, Ideen, Produkte, Persönlichkeiten, Institutionen hinein und mache diese mittels Form, Farbe, Fläche, durch Wort, Schrift und Bild, aber auch durch Materialien, Tonfall und Stimmungen greifbar. Das hat viel mit Intuition zu tun. Im Kern geht es um das Erzählen, braucht also viel Neugier, die Freude am Spiel und einen unbedingten Gestaltungswillen. Und es geht darum, im rechten Moment aufzuhören.
Besonders finde ich den inspirierenden Literaturkontext. Außerdem schätze ich das Vertrauen in meine Arbeit, die charmante Zusammenarbeit und die Kompetenz auf Kundenseite, beispielsweise in der Anlieferung feiner Texte.
Klar, einige. Das wechselt auch. Als erstes fallen mir wunderbare Taschenbücher ein wie Gontscharows »Nymphodora Ivanovna« in der blauen Ausgabe der Friedenauer Presse, oder Marguerite Duras’ »Blaue Augen, schwarzes Haar« in der herrlichen schwarz-weißen Form von Volk und Welt.
Ich möchte Menschen damit bewegen. Gestaltung definiert und signalisiert. Sie kann ganze Welten schaffen, und Atmosphären. Es bringt Menschen zusammen (oder auseinander). Es macht Unternehmungen sichtbar. Gestaltung startet, prägt ein, bringt Ordnung in die Welt, schafft Klarheit. Und, ob schlecht oder gut — sie wirkt.
Wenn ich könnte, wäre ich alle Tage da. Besonders freue ich mich auf Stefanie Sargnagel, Max Goldt und Katja Lewina, und einfach auf meinen Besuch in der Stadt. Ich mag die besondere Atmosphäre an den Festivaltagen. Und die Geschichten.
Das Gespräch mit Anja Leidel führte Marie Varela.
Und hier ist mehr zum Design des Göttinger Literaturherbst zu finden.